Umbau brauner Unternehmen – ein schmaler Grat für InvestorenNachhaltige Transformation: Schon grün oder noch braun?
- Asset Manager müssen ökologischen Umbau der Wirtschaft mitfinanzieren
- Nachhaltigkeit als Prozess – Union Investment fördert Unternehmen beim Wandel von „braun“ zu „grün“
- Ratingprozess identifiziert systematisch Transforma-tionskandidaten mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit
Transformation der Wirtschaft – dringlicher denn je
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¹ Neben dem Klimawandel existieren noch weitere Themenkomplexe im Bereich Nachhaltigkeit, die ebenfalls zu Anpassungen auf Unternehmensebene führen müssen, wie etwa der Erhalt der Biodiversität. Siehe dazu auch das engage-Magazin.
Asset Manager mit Einflussmöglichkeiten und Chancen
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² Siehe dazu den Bericht der Glasgow Financial Alliance for Net Zero aus dem Februar 2022; die Autoren des Berichts gehen von einem Kapitalaufwand von bis zu 125 Billionen US-Dollar aus, um bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft bis zum Jahr 2050 „net zero“ zu erreichen.
Nachhaltige Investments – Definition und Umsetzung umstritten
Grob lassen sich bei Asset Managern zwei gedankliche Ansätze bei Nachhaltigkeitsinvestments unterscheiden:
- Ansatz 1 – Nachhaltigkeit als erreichter Zustand eines Unternehmens, der durch nachhaltige Finanzinvestments gewissermaßen nachträglich belohnt wird: Bei diesem Ansatz profitieren die bereits als sehr nachhaltig eingestuften Unternehmen von (zusätzlichen) ESG-Investments. Zurückliegende Transformationsanstrengungen verliefen in vielen Fällen erfolgreich oder sind weit fortgeschritten. Aktuell ist die Anzahl solcher Unternehmen noch relativ gering und wird nur langsam größer. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive haben Investments mit einem Schwerpunkt in dieser Unternehmensgruppe nur einen geringen zusätzlichen Nachhaltigkeitseffekt. Heißt insbesondere: Die Erreichung gesamtwirtschaftlicher CO2-Reduktionsziele wird auf diese Weise nur wenig unterstützt, denn die entsprechenden Unternehmen sind hier ja schon relativ weit. In Summe hat dieser vergleichsweise „enge“ Ansatz – auch gegenüber der Öffentlichkeit – einen großen Vorteil: Investmententscheidungen bieten hier wenig Angriffsfläche, ob sie nachhaltig wirken oder nicht!
- Ansatz 2 – Nachhaltigkeit als Veränderungsprozess, der durch Investments gefördert werden soll: Bei diesem Ansatz werden auch Unternehmen aus Sektoren unterstützt, die aktuell noch Teil des ökologischen Problems sind und (zu) hohe CO2-Emissionen aufweisen.³ Voraussetzung für die Unterstützung durch Asset Manager sollte natürlich eine belegbare und ambitionierte Transformationsstrategie sein. Wird diese dann erfolgreich umgesetzt, ist der gesamtwirtschaftliche Nachhaltigkeitseffekt regelmäßig größer als bei Unternehmen, die schon nachhaltig sind. Denn Transformationsunternehmen sind ja gerade so definiert, dass sie noch höheres Potenzial etwa zur CO2-Reduktion haben. Allerdings weist diese Variante einen Nachteil auf: Die Investmententscheidung des Asset Managers ist letztlich eine Wette darauf, dass das Unternehmen künftig einen guten Nachhaltigkeitsstatus erreicht. Abgesehen davon, dass selbst gute Wetten bekanntermaßen schief gehen können, ist eine solche Investmententscheidung natürlich für sich genommen leicht angreifbar und zumindest erklärungsbedürftig. Mit anderen Worten: Dieser Ansatz ist ein schmaler Grat!
Wichtig aber in jedem Fall: Der zweite Ansatz schließt den ersten nicht aus, insoweit geht es weniger um eine „Entweder-oder-Entscheidung“. Vielmehr stellt sich die Frage, ob ein Asset Manager nur den aktuellen Nachhaltigkeitsstatus berücksichtigt und belohnt (Ansatz 1), oder ob er ergänzend auch das zweite Verfahren nutzt und dadurch einen breiteren Ansatz wählt. Auf den ersten Blick spricht Vieles dafür, Veränderungsprozesse gemäß Ansatz 2 zu fördern. Jedoch: In der Öffentlichkeit und auch auf regulatorischer Seite ist es umstritten, Transformationskandidaten als nachhaltige Investments zu betrachten.
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³ Gerade in ausgewählten Bereichen des produzierenden Gewerbes gibt es noch immer zu hohe CO2-Emissionen, so etwa in den Sektoren Energie, Versorgung, Industrie und im Bereich Rohstoffe. Eine Reduktion ist hier unter ökologischen Gesichtspunkten dringend erforderlich, stellt sich jedoch für die betroffenen Unternehmen oftmals als komplex und teuer dar.
Transformationskandidaten erzeugen Widersprüche
- Portfolioimplikationen: Die Berücksichtigung von Transformationskandidaten erweitert das Anlageuniversum und verbessert die Diversifikationsmöglichkeiten. Zudem steigen die Chancen, bislang von ESG-Investoren weniger stark berücksichtigte Unternehmen frühzeitig zu selektieren – mit potenziell positiven Renditeeffekten.
- Transformationseffekte: Asset Managern gelingt es durch die Förderung von Transformationsprozessen gemäß Ansatz 2 besser, globale CO2-Reduktionsziele zu unterstützen. Die Finanzierung von Investitionen auf möglichst breiter Basis, durch die bislang noch „braune“ Unternehmen „grün“ werden, ist dafür unabdingbar.
Wie erwähnt, kann dieser qualitative Analyse- und Selektionsansatz zu Diskussionen in der Öffentlichkeit führen:
- Transformationskandidaten können scheitern: Selbst eine ambitionierte Transformationsstrategie ist keine Garantie für eine erfolgreiche Umsetzung in der Praxis, denn in vielen Fällen ist ein solcher Prozess mit diversen unternehmerischen Risiken verbunden. Für den Asset Manager bringt dieser Ansatz mittel- bis langfristig das Risiko eines Reputationsverlustes mit sich, wenn die Transformation bei zu vielen positiv eingeschätzten Unternehmen misslingt.
- Portfolios mit Transformationskandidaten können konventionellen Portfolios ähneln: In der Außenwahrnehmung kann dies zu Verständnisproblemen führen, da auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist, ob es sich tatsächlich um sorgfältig analysierte Transformationskandidaten und damit ein nachhaltiges Portfolio entsprechend Ansatz 2 handelt. Schnell steht dann der Vorwurf des „Greenwashings“ im Raum.
Das bedeutet: Der von Union Investment gewählte Ansatz ist mit Risiken verbunden und verlangt in jedem Fall einen gewissen Vertrauensvorschuss. Um dieses Vertrauen zu rechtfertigen und gleichzeitig systematisch Risiken zu begrenzen, benötigt ein Vermögensverwalter einen qualitativ hochwertigen, transparenten und vor allem glaubwürdigen Prozess.
Systematische Prozesse schaffen Vertrauen
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⁴ Für eine detaillierte Erläuterung zur Entstehung und ersten Ergebnissen des UniESG Transformationsratings siehe folgende Homepage zu Transformation und speziell dieses Dokument.
⁵ Allein im Jahr 2022 ermöglichte ein positives UniESG Transformationsrating („leader“-Status) in nachhaltigen Fondsangeboten die Investition in rund 150 zusätzliche Konzerne im Vergleich zum reinen Fokus auf bereits als nachhaltig eingestufte Unternehmen.
⁶ Durch die Suche nach erfolgreichen Transformationskandidaten ist es im vergangenen Jahr gelungen, das verfügbare Anlageuniversum für nachhaltige Publikumsfonds um rund 15 Prozent zu erweitern.
Fazit
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